Mindset beim üben

Übst du, um Fehler zu vermeiden – oder um besser zu werden?

Was dein Mindset mit deiner musikalischen Entwicklung zu tun hat – und wie du es verändern kannst.

Ist Erfolg haben nicht dasselbe wie keine Fehler machen?
Klingt logisch. Wer keine Fehler macht, spielt perfekt – oder?

Nicht ganz. Denn hier liegt eine Denkfalle, die manchen Musiker:innen beim Üben im Weg steht. Diese macht das Üben zu einem engen Tunnel, anstatt zu einem weiten Lernfeld. Und sie nimmt dir genau das, was dich musikalisch wachsen lässt: Neugier, Spielfreude, Offenheit.

Warum du üben kannst – und trotzdem nicht besser wirst

Wer übt, um Fehler zu vermeiden, wird vorsichtiger, angespannter, kontrollierter – aber nicht freier. Üben wird zur Sicherheitszone. Und genau das ist das Problem.

Denn: Wer nur Fehler vermeiden will, spielt nie mutig. Nie frei. Nie echt. Und damit ist Entwicklung und Wachstum schwierig. Der Fokus liegt auf Fehlervermeidung und das ist problematisch.

Was dein Denken mit deinem Spielen zu tun hat

Carol Dweck, Psychologin an der Stanford University, beschreibt zwei Denkweisen:

  • Fixed Mindset: «Ich kann etwas entweder gut – oder nicht.» Fehler sind peinlich.
  • Growth Mindset: «Ich kann lernen, was ich noch nicht kann.» Fehler sind Lernchancen.

Und jetzt mal ehrlich: Wie reagierst du, wenn dir beim Üben ein Fehler passiert? Ärgerst du dich innerlich? Zwingst du dich zur Wiederholung?

Oder lehnst du dich zurück und fragst dich: Was war da gerade los? Und was kann ich ausprobieren, damit es nächstes Mal besser wird?

Fehler = Scheitern? Oder doch Feedback?

Im NLP, dem Neuro-Linguistischen Programmieren, gibt es einen Leitsatz:
«Es gibt kein Scheitern – nur Feedback.»

Das bedeutet: Ein Fehler ist kein Urteil. Er ist eine Rückmeldung. Ein Hinweis. Ein Signal. Wie ein roter Post-it auf deinem Notenblatt: «Hier lohnt sich ein genauerer Blick.»

Doch wie gehst du damit um?
Zerknitterst du innerlich das Post-it und hoffst, dass niemand es gesehen hat? Oder liest du, was darauf steht – und lernst daraus?

Was Klarinette üben mit Design Thinking zu tun hat

Was haben Musiker:innen und Designer:innen gemeinsam? Sie arbeiten mit Prototypen. Sie probieren. Hören hin. Verwerfen. Versuchen neu.

Im Design Thinking wird kein Produkt sofort perfekt. Es wird getestet, angepasst, verbessert.

Und beim Üben?

  • Warum nicht mal eine Phrase bewusst zu weich spielen – und dann zu hart?
  • Warum nicht einmal bewusst zu schnell, dann zu langsam?
  • Warum nicht fünf Versionen derselben Passage – und schauen, welche trägt?

Coaching-Tools für dein Übe-Mindset

Auch aus dem Coaching kannst du dir spannende Methoden leihen:

  • Skalierungsfragen: Wo stehst du heute bei dieser Stelle – auf einer Skala von 1 bis 10? Und was wäre ein Mini-Schritt weiter?
  • Lösungsorientierung: Was hat heute schon funktioniert – und was könntest du davon öfter machen?
  • Ressourcen aktivieren: Was sind deine Stärken beim Spielen? Und wie kannst du sie gezielt einsetzen?

Diese Fragen wirken wie kleine Hebel. Sie öffnen deinen Blick – weg vom Fehler, hin zur Lösung.

Was heisst das konkret fürs Klarinette üben?

  • Fehlerfreundlich spielen: Erlaube dir, «schlecht» zu spielen und Fehler zu machen – und höre genau hin, was passiert.
  • Ziel bewusst setzen: Nicht «fehlerfrei», sondern z. B. «Die Linie soll wie ein Bogen klingen.»
  • Kreativ üben: Erfinde Varianten. Stelle dir das Stück in einem anderen Stil vor. Spiele es wie ein Dialog. Oder wie eine Geschichte.

Fazit: Der Fehler ist nicht das Problem – sondern der Umgang damit

Wenn du nur übst, um Fehler zu vermeiden, wirst du sicher irgendwann korrekt spielen.

Aber wirst du auch berühren? Klingen? Frei sein? Freude und Leichtigkeit verspüren?

Erfolg ist nicht das Gegenteil von Fehler. Erfolg ist das Ergebnis von tausend Versuchen und entsteht dort, wo du aus Fehlern etwas machst.

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Jasmin Haag

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Auf meinem Blog teile ich Wissen und Gedanken rund um die Klarinette.